Die Bayerische Börse am Münchner Karolinenplatz ist ein ideales Forum für spannende Vorträge von Entscheidern für Entscheider. Perfekt also für das erste Bankenforum der Bayerischen. Für Volker Eisele, Leiter des Bankenvertriebs der Bayerischen, ist mit dem Start des Bankenforums das Etappenziel erreicht. Auf dem Weg dahin, einen Austausch zu schaffen, der über Gironetze und Institutsgrenzen hinausgeht. Wir haben mit ihm über das erste Bankenforum gesprochen und ihn auf seinem Exkurs über die Reform der Europäischen Währungsunion begleitet.

Alleinstellungsmerkmale des Bankenforums

Redaktion: Herr Eisele, das Bankenforum der Bayerischen hat seine Premiere bestanden. Was zeichnet dieses Event aus?

Volker Eisele: Beim Bankenforum ist die Bezeichnung Forum Programm. Hier haben Publikum und Referent gleichermaßen die Chance, die eigenen Gedanken zu überprüfen, vor allem aber Argumente auszutauschen und abzuwiegen. Erfrischend anders und am Teilnehmer ausgerichtet, ein anderer Weg!

Redaktion: Dies lässt sich auch an der enormen Bandbreite der Vorträge ablesen. Wie wählen Sie eigentlich Ihre Themen aus?

Volker Eisele: Die Themenauswahl erfolgt streng orientiert am Teilnehmerfeld. Von Entscheidern für Entscheider. Um den Teilnehmern eine eigene Meinungsbildung und Positionierung zu ermöglichen, sollte ein Vortrag qualitäts- und gehaltvoll sein, Tiefgang schadet da nicht. Ein hervorragendes Beispiel dafür war der Vortrag „Europäische Währungsunion – aktuelle geldpolitische Herausforderungen und Reformnotwendigkeit“, der aufzeigte, wo der geldpolitische Schuh in der gegenwärtigen Situation drückt.

Die Auswirkungen der Finanzkrise 2008 auf die Währungsunion

Redaktion: Danke für das Stichwort, Herr Eisele. Sprechen wir doch gleich mal über dieses Thema. Was waren die eigentlichen Ursachen der Finanzkrise 2008 und welche Auswirkungen ergeben sich daraus auf die Währungsunion bis heute?

Volker Eisele: Eigentlich haben sich drei Achillesfersen in der europäischen Wirtschaftspolitik herauskristallisiert: Zu hohe Lohnstückkosten, zu geringes Wirtschaftswachstum, teilweise exorbitante Staatsverschuldung. Dazu eine expansive Geldpolitik innerhalb der Währungsunion. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank ist für alle Staaten der Eurozone gleich. 2008 wurde dies vor allem deshalb zum Problem, weil die Finanz- und Wirtschaftspolitik national- und damit national-interessengesteuert ist.

“Bei keinem Mitglied der Währungsunion war der Wille erkennbar, Verantwortung und Entscheidungsvollmacht abzugeben.”

Volker Eisele, Leiter Bankenvertrieb

Die Folge: Nach der Krise 2008 wurden die Staaten der Währungsunion zunehmend handlungsunfähiger. Zeitweise war die EZB die einzig handlungsfähige Institution. Durch die angespannte Situation der Staaten und der Märkte war die EZB gezwungen, Interventionen in geldpolitischer Grauzone vorzunehmen. Nicht ohne Grund ist der Ankauf von Staatsanleihen von der Deutschen Bundesbank als geld- und fiskalpolitischer Sündenfall angeprangert worden. Stand heute ist die Befürchtung, durch dieses Ankaufsprogramm eine künstliche Entkopplung von Zins und Bonität der betroffenen Staaten zu erreichen, leider eingetreten.

“Das italienische Zinsniveau liegt heute in etwa auf dem Niveau der Vereinigten Staaten. Dieser Gleichlauf ist weder über Bonität noch Produktivität zu erklären.”

Das geldpolitische Instrumentarium der EZB zeigt sich in der Zeit der Krise und den Jahren danach als überschaubar und leider als nicht immer in gewünschter Form wirksam.

Finanzpolitische Optionen der Europäischen Zentralbank

Redaktion: Welche Impulse täten der Währungsunion aus geldpolitischer Sicht gut und welche Möglichkeiten hat die Notenbank einzuwirken?

Volker Eisele: In den Jahren der Krise konnten wir beobachten, dass unsere Märkte Ruhe brauchen. Deshalb gilt es, eine Regelung zu finden, durch die sich die Laufzeiten automatisch verlängern, sobald ein Land den ESM um Hilfe bittet. Ein Drei-Jahres-Zeitraum scheint eine sinnvolle Größe. Des Weiteren sollten Staatsanleihen zukünftig wie andere Kredite auch behandelt werden und so die Relation Risiko/Rendite wiederhergestellt werden. Um die Europäische Währungsunion sicher durch schwierige Zeiten zu manövrieren, ist es also von größter Wichtigkeit, eine nachhaltige Stabilisierung der Finanzen in Europa zu erreichen.

Nach dem Erfolg des ersten Bankenforums der Bayerischen ist eine Neuauflage bereits in Planung. Wir werden Sie hier über diese interessante Vortragsreihe weiterhin auf dem Laufenden halten.

Titel- und Beitragsbild: © die Bayerische