Seit 1. Januar 2018 ist das Betriebsrentenstärkungsgesetz in Kraft. Was hat sich seitdem getan? Wie reagieren die Betroffenen, also Arbeitnehmer, Unternehmen und Berater? Und welche ungenutzten Potenziale schlummern hier insbesondere noch für Banken? Darüber haben wir mit Volker Eisele, Leiter Kooperations- und Bankenvertrieb bei der Bayerischen, gesprochen.
Redaktion: Herr Eisele, das Betriebsrentenstärkungsgesetz ist jetzt seit knapp anderthalb Jahren in Kraft. Was hat sich seitdem geändert?
Volker Eisele: Der Gesetzgeber wollte mit der Reform ja Folgendes erreichen: Die Situation der betrieblichen Vorsorge sollte sich insbesondere bei kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) bessern. Denn diese Gruppe ist zwar volkswirtschaftlich durch ihre Innovationsstärke, die Marktfokussierung und vor allem als Arbeitgeber sehr relevant. Im Bereich der betrieblichen Versorgung der Mitarbeitenden sind die KMU leider Schlusslicht. Die Maßnahmen des BRSG sind auch durchaus dazu geeignet, hier den Bock umzustoßen. Trotzdem herrscht bis heute noch eine Verunsicherung bei den Entscheidungsträgern von KMU. Das hat damit zu tun, dass einige Vorgaben die Wahrnehmung des Reformpakets negativ beeinflussen. Und das, obwohl eigentlich alle Beteiligten davon profitieren könnten.
Redaktion: Können Sie näher erläutern, wieso alle Beteiligten davon profitieren?
Volker Eisele: Selbstverständlich! Gehen wir mal der Reihe nach durch. Die Arbeiternehmer stehen ohnehin im Zentrum der Bemühungen. Und zwar insbesondere die Arbeitnehmer mit kleinen und mittleren Einkommen. Sie hatten bereits vor der Reform einen doppelten Vorteil: Zum einen können sie mit einer betrieblichen Vorsorge Steuern und Sozialabgaben während der Ansparphase sparen. Darüber hinaus werden auch die Renten in der Auszahlungsphase mit weniger Abgaben belastet, da die zu erwartende gesetzliche Rente ohnehin gering ist. Hier knöpft das BRSG an und verpflichtet obendrein den Arbeitgeber, einen Teil seiner Sozialversicherungsvorteile an den Angestellten weiterzugeben. Das hat dazu geführt, dass bereits mehr Unternehmen auf betriebliche Vorsorge setzen. Bei den Arbeitnehmern ist da aber noch eine Menge Luft nach oben.
Redaktion: Sie haben die Arbeitgeber bereits angesprochen. Wie sieht es bei denen aus?
Volker Eisele: Die haben die Chance, mit wenig Aufwand eine positive Bindung zwischen sich und ihren Angestellten zu schaffen. Eine positive Arbeitgebermarke stärkt nicht nur die Loyalität der Angestellten und senkt die Fluktuation, sondern auch verringert zusätzlich auch Fehlzeiten und Krankheitskosten.
Redaktion: Sehen Sie auf Arbeitgeberseite auch noch Nachholbedarf?
Volker Eisele: In jedem Fall. Denn leider fehlt häufig die Struktur und die Durchdringung in den einzelnen Betrieben. Sprich eine bAV ist eingerichtet, aber wird nicht genügend umgesetzt. Darüber hinaus beobachte ich immer wieder auch fachliche Fehler bei der Einrichtung, die Unternehmen und persönlich Haftende gefährden.
Redaktion: Wie kann man hier Abhilfe schaffen?
Volker Eisele: Jetzt kommt der Part „Berater von außen“ ins Spiel, die dritte Partei! Die dritte Partei, die für mich ganz wichtig ist, sind die Firmenkundenberater. Denn gerade KMU sind oft so konzentriert auf ihre Spezialgebiete und Tagesarbeit, dass nur wenig Kapazitäten für die Umsetzung einer bAV bleiben. Da der Firmenkundenberater einen tiefen Einblick in Zahlen und Entscheidungen der Unternehmen hat, die er betreut, kann er hier der „Retter“ sein. Bankhäuser können so für ihre KMU-Kunden große Mehrwerte generieren. Davon profitiert natürlich auch das Bankhaus selbst über einen beschleunigten Deckungsbeitrag – ein schöner Nebeneffekt. Ich glaube, viele sind sich dieser Chance gar nicht so bewusst.
Redaktion: Welches Angebot haben Sie für Banken in diesem Bereich?
Volker Eisele: Wir helfen unseren Kooperationspartnern mit unserer Erfahrung dabei, die richtigen Infrastrukturen für diesen Bereich zu entwickeln. Oder bestehende Strukturen zu verbessern. Ob die Beratung persönlich oder digital stattfindet, spielt für uns keine Rolle. Denn wir können beides und bieten es auch gerne in Kombination an.
Redaktion: Herr Eisele, vielen Dank für diese Einschätzung!
Volker Eisele: Sehr gerne!
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