Die Welt der Finanzen und Märkte ist bekannt für ihre Dynamik und Unvorhersehbarkeit. Besonders in Krisenzeiten, Unsicherheiten oder Zeiten des Umbruches handeln Märkte auf eine Art und Weise, die rationaler Analyse zu trotzen scheint. Sie handeln unvernünftig. Der Preis verliert sein Gleichgewichtsmomentum bzw. er verschiebt dieses Momentum. Diese scheinbare Unvernünftigkeit der Märkte hat im Laufe der Geschichte immer wieder zu Verwerfungen und Diskussionen unter den Volkswirten geführt. Interessanterweise kommt es vor, dass die Märkte sich über längere Zeiträume irrational verhalten können, während Staaten versuchen, mit ihren finanziellen Mitteln dagegen anzukommen. Dieser Artikel wirft einen Blick auf die Gründe hinter diesem Phänomen und beleuchtet Beispiele aus der Vergangenheit.

Die Unberechenbarkeit der Märkte

Märkte sind komplexe Gebilde, die von einer Vielzahl von Faktoren beeinflusst werden, darunter wirtschaftliche Indikatoren, politische Entwicklungen, menschliches Verhalten und vieles mehr. Oftmals neigen Märkte jedoch dazu, auf Emotionen und Herdenverhalten zu reagieren, was zu irrationalen Preisschwankungen führen kann. Ein Beispiel dafür sind Finanzblasen, bei denen die Preise von Vermögenswerten weit über ihren tatsächlichen Wert steigen, um später in sich zusammenzufallen.

Staatskapital und seine Grenzen

Staaten haben die Möglichkeit, in die Finanzmärkte einzugreifen, um deren Stabilität aufrechtzuerhalten. Sie können Geld drucken, Zinssätze anpassen und verschiedene Instrumente der Geldpolitik einsetzen, um auf Marktirrationalitäten zu reagieren. Heute scheint es enVogue zu sein mit direkten Finanzmitteln auf Marktgeschehen einzuwirken, dabei Nebenwirkungen oder Irritationen und Ungleichbehandlungen in Kauf zu nehmen. Die Diskussion um die Strompreisbremse sein als Beispiel genannt.  Jedoch haben auch Staaten ihre Grenzen, insbesondere wenn es um den Einsatz von Finanzmitteln geht. Übermäßige Interventionen können zu Inflation, Schuldenkrisen und anderen wirtschaftlichen Problemen führen.

Beispiele aus der Geschichte

Ein bemerkenswertes Beispiel für die Märkte, die länger irrational bleiben als Staatskapital zur Verfügung steht, ist die Tulpenmanie im 17. Jahrhundert in den Niederlanden. Während dieser Periode erreichten die Preise für Tulpenzwiebeln extrem hohe und absurde Niveaus, die in keinem Verhältnis zu ihrem tatsächlichen Wert standen. Trotz der Versuche der Regierung, die Spekulation einzudämmen, brach die Blase schließlich zusammen und führte zu beträchtlichen Verlusten für Investoren. (Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Tulpenmanie )

Ein modernes Beispiel ist die globale Finanzkrise von 2007-2008. Trotz der Bemühungen der Zentralbanken und Regierungen auf der ganzen Welt, die Auswirkungen der Krise abzufedern, dauerte es Jahre, bis sich die Märkte vollständig erholten. Die irrationalen Verhaltensweisen, die zur Krise führten, konnten nicht sofort durch staatliche Eingriffe korrigiert werden.

Staatliche Eingriffe in die Finanzpolitik

Staatliche Eingriffe in die Finanzpolitik können vielfältige Formen annehmen, von der Regulierung des Bankwesens und der Finanzmärkte bis hin zur Steuerpolitik und der Verwaltung der Geldpolitik. Diese Eingriffe sind regelmäßig darauf ausgerichtet, die Stabilität des Finanzsystems zu gewährleisten, Krisen zu verhindern/mildern und das Wirtschaftswachstum zu fördern. Allerdings können staatliche Maßnahmen auch unbeabsichtigte Konsequenzen haben, die die Märkte irritieren und destabilisieren können.

Unvorhersehbare Marktreaktionen

Staatliche Ankündigungen oder Maßnahmen können starke Marktreaktionen auslösen, insbesondere wenn sie als unerwartet oder nicht gut durchdacht wahrgenommen werden. Positive Nachrichten, wie zum Beispiel steuerliche Anreize für Unternehmen, können zu einem Anstieg der Aktienkurse führen. Gleichzeitig können jedoch auch negative Nachrichten, wie unerwartete Steuererhöhungen oder abrupte Änderungen in der Geldpolitik, zu Panikverkäufen und Marktverlusten führen.

Herausforderungen für die Finanzstabilität

Der Staat kann in ein Dilemma geraten, wenn er versucht, die Balance zwischen Marktregulierung und wirtschaftlichem Wachstum zu finden. Überregulierung kann das Wachstum hemmen und Innovation behindern, während zu wenig Regulierung zu übermäßigem Risiko und Instabilität führen kann. Diese Spannung kann zu Unsicherheit auf den Märkten führen und das Vertrauen der Investoren beeinträchtigen.

Politische Einflüsse und Marktvertrauen

Die politischen Entscheidungen und Verlautbarungen von Regierungsvertretern können erheblichen Einfluss auf das Marktvertrauen haben. Wenn politische Führer sich in wirtschaftliche Angelegenheiten einmischen oder widersprüchliche Botschaften senden, kann dies Verwirrung stiften und das Vertrauen der Investoren beeinträchtigen. Ein Mangel an politischer Stabilität oder klaren wirtschaftlichen Zielen kann zu erhöhter Unsicherheit führen.

Fazit

Die Märkte haben die Tendenz, auf eine Weise zu handeln, die sich der rationalen Erklärung entzieht, und können oft länger irrational bleiben, als es Staaten möglich ist, mit ihren finanziellen Mitteln dagegen anzukommen. Die Komplexität menschlichen Verhaltens, Herdenmentalität und emotionale Einflüsse spielen eine große Rolle in dieser Dynamik. Während Staaten Instrumente haben, um auf Marktirrationalitäten zu reagieren, stoßen sie dennoch auf Grenzen, die ihre Fähigkeit zur Intervention beschränken. Die Geschichte ist gespickt mit Beispielen, die verdeutlichen, wie Märkte trotz staatlicher Eingriffe lange Zeit in einem irrationalen Zustand verharren können. Einige Beispiele, auch aus der aktuellen Lage zeigen, das zu starke Eingriffe in die Grundsätze der marktwirtschaftlichen Regeln nur in sehr geringem Umfang die mittelfristigen sozialen Ungerechtigkeiten (Mietpreisanstieg, Verknappung oder zusätzliche Besteuerung von Gütern) abfedern können. Die gefährliche Mechanik, der staatlichen Maßnahme zur Kompensation der Auswirkung einer anderen Maßnahme, ist gerade Mittelpunkt der Politik.

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